Bisweilen wird am Europäischen Gerichtshof, im Justizministerium, in unzähligen Redaktionen, in jeder Hochschule, jedem Unternehmen … nur noch über ein Thema diskutiert: die Daten des Ichs. Wie viele Daten wollen Unternehmen noch sammeln? Was gedenken sie mit den Milliarden Dossiers zu tun? Wo werden diese aufbewahrt? An wen – wenn überhaupt – dürfen sie weitergeben werden? Wem „gehören“ diese Datensätze, die uns alle, ohne dass wir es merken, zu gläsernen Personen transformieren und uns einen digitalen Zwilling bescheren?
Meta hat aktuell ca. 2,9 Milliarden User und deren Daten. 2,9 Milliarden Daten von Menschen, die Meta als Kerngeschäft jeden Tag nutzt und weiter anhäuft und differenziert. Womit verdient Meta Geld, deren Marktkapitalisierung inzwischen bei 629.500.000.000 US-Dollar liegt? Was tut diese Firma, die keine einzige Produktionshalle hat? Sie stellt nichts her – alles, was Meta tut, ist: Netzwerken. Als Nebenprodukt werden die Daten ihrer Kunden analysiert und an Zahlungskräftige und Wissbegierige verkauft. Natürlich bekommen die Kunden von Meta dafür etwas – und zwar kostenlose Dienstleistungen, wie beispielsweise Werbebanner, WhatsApp, Instagram … also unentgeltliche digitale Tools und Ökosysteme, auf denen Meta-Kunden ihre Daten hinterlassen und diese von Meta gesammelten Daten von Meta auf Hochglanz gebracht werden.
Was bewegt diese 2,9 Milliarden Meta-User im Alter von 13 bis 100 Jahren, sich selbst als „Ware“ bei Facebook anzubieten? Was motiviert die Meta-User, Geschäftsbedingungen mit einem Umfang von 30 dicht beschriebenen DIN-A4-Seiten ungelesen oder nur überflogen zu unterzeichnen und damit Meta viele Verwendungsmöglichkeiten zu überlassen? Was veranlasst diese Menschen, ihre eigene Identität preiszugeben und zu verschenken? Was ermuntert sie, ihre intimsten Gedanken auf dieser Plattform zu veröffentlichen? Darauf gibt es nur eine einzige Antwort: Sie sind getrieben. Ihr Ich ist nur dann ein richtiges Ich, wenn es von anderen als solches erkannt wird und wenn sie das Gefühl bekommen, dass sie zu einer Gemeinschaft gehören mit vielen Freunden. Ein einfaches 629,5‑Milliarden-Dollar-Geheimnis. Eines, das Sie sich zunutze machen sollten, nämlich: Es wird nur noch das konsumiert, was dieses Ich unterstützt, aufbaut, untermauert, umrandet, verstärkt oder verschönert.
Eigentlich hätten wir das schon längst wissen können. Bereits in den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts fanden Experten des amerikanischen Meinungsforschungsinstituts Gallup heraus, dass von 500 Studenten, denen man einen Federhalter in die Hand gegeben hatte, 96 % damit ihren eigenen Namen schrieben. Und dass 447 Studenten von 500 beim Anblick einer Landkarte als erstes ihren Heimatort suchten. Sie taten also nichts anderes, als ihr Ich zu unterstreichen, zu pflegen und dessen Bedürfnisse zu bedienen.
Wenn Sie als Anbieter heute Ihrer Gruppe etwas verkaufen wollen, so führt der Weg zur Kasse über das differenzierte Ich Ihrer Mikrozielgruppe. Wer Ihnen etwas anderes empfiehlt, täuscht sich.
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